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Diagnose

Wie wird Krebs bei Kindern diagnostiziert?

Die Diagnose „Mandelentzündung“ ist eine, für die meistens ein einziger Blick in den Hals genügt. Auch eine Zuckerkrankheit erkennt man durch Messungen des Zuckergehaltes im Blut recht rasch. Im Falle einer Krebserkrankung ist der Weg zur Diagnosestellung aufwändiger und komplexer.

Krebs ist nicht gleich Krebs

Es existieren unterschiedliche Arten von Krebserkrankungen, die sich bezüglich ihrer Lage, ihres Ursprungs, ihres zellulären Aufbaus und ihrer Stoffwechseleigenschaften unterscheiden. In Abhängigkeit davon, welche Zellart zu einer Krebszelle wird und wo die Krebserkrankung ihren Ursprung hat, kann es zu unterschiedlichen Symptomen kommen. Manchmal treten zunächst nur Allgemeinsymptome auf, die darauf hindeuten, dass der Körper gerade all seine Abwehrmechanismen gegen eine ernstzunehmende Erkrankung aktiviert.

Allgemeinsymptome sind unspezifisch

Allgemeinsymptome wie Fieber, vorübergehende Blässe, mangelnder Appetit und Gewichtsabnahme können selbstverständlich auch im Zusammenhang mit vergleichsweise harmlosen Erkrankungen auftreten und sind in den seltensten Fällen Anlass zur Sorge. Bestehen sie jedoch länger fort, ohne dass es eine zufriedenstellende Erklärung für die Beschwerden gibt, so sollte eine weitere Abklärung erfolgen. Erster Ansprechpartner ist hier der Kinderarzt, der das Kind und dessen Entwicklung bereits durch die Vorsorgeuntersuchungen kennt.

Erster Ansprechpartner ist der behandelnde Kinderarzt. Er kennt das Kind und dessen Entwicklung bereits durch die Vorsorgeuntersuchungen. Foto: Universitätsklinikum Heidelberg

Wie geht der Kinderarzt vor?

Der erste Schritt, um Beschwerden auf den Grund zu gehen, liegt in der sorgfältigen Befragung der Eltern und – soweit dies möglich ist – natürlich des Kindes. Ergänzt wird diese sogenannte Anamneseerhebung durch eine gründliche körperliche Inspektion und Untersuchung.

Krebserkankungen bei Kindern schreiten in der Regel rasch fort, und sie verursachen in Abhängigkeit von ihrer Lage und Größe dann auch weitere Symptome, die auf das örtliche Tumorwachstum zurückzuführen sind.

Manchmal fallen im Rahmen der körperlichen Untersuchung bereits geschwollene Lymphknoten auf oder es findet sich ein tastbarer Tumor im Bereich der Knochen oder ein im Ultraschall sichtbarer Tumor im Bauchraum.

Im Falle einer Blutkrebserkrankung wie der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) können Beschwerden wie Knochenschmerzen oder die Neigung, selbst bei kleinsten Verletzungen stark zu bluten oder unterschiedliche Formen von „blauen Flecken“ zu entwickeln, diagnostisch wegweisende Symptome sein.

Kann man Krebs denn nicht im Blut erkennen?

Manchmal. Meistens nicht – oder zumindest nicht mit Sicherheit: Im Falle von soliden Tumoren, die im Gewebe wachsen wie zum Beispiel Lebertumoren, entdeckt man vielleicht erhöhte Leberenzymwerte im Blut, die einen Hinweis auf ein Krankheitsgeschehen in der Leber geben. Erhöhte Leberenzymwerte treten jedoch auch bei anderen Lebererkrankungen unterschiedlicher Ursache auf, und sind damit ungeeignet, um die Diagnose Krebs zu stellen oder auszuschließen.

Bei Blutkrebserkrankungen kann eine Blutuntersuchung aber unter Umständen diagnostisch wegweisend sein: Hier spielt sich das Tumorgeschehen in Blut und Knochenmark ab und das Blutbild – also die Zählung und Beurteilung der Zellen im Blut – kann bereits den Verdacht auf eine Blutkrebserkrankung nahelegen. Für die Sicherung der Diagnose und die genaue Bestimmung der Art der Leukämie und der Ausdehnung im Körper sind im Anschluss aber weitere Spezialuntersuchungen notwendig.

Liegt tatsächlich der Verdacht auf eine bösartige Erkrankung vor, oder bestehen Beschwerden wie die oben beschriebenen Allgemeinsymptome über längere Zeit fort, ohne dass sich eine Erklärung dafür finden lässt, so sollte die weitere Diagnostik in einer spezialisierten Kinder – und Jugendklinik erfolgen.

Welche Kliniken sind spezialisiert auf Krebserkrankungen bei Kindern?

Gerade weil Krebserkrankungen im Kindesalter so selten sind, ist es wichtig, sich für Diagnosestellung und Therapie in eine Fachklinik zu begeben, die über größtmögliche Erfahrung auf diesem Gebiet verfügt. Dort arbeiten Experten, die täglich Patienten mit dieser Erkrankung behandeln, die über einen entsprechenden wissenschaftlichen und therapeutischen Erfahrungsschatz verfügen und die eng mit Experten anderer Fachdisziplinen vernetzt sind.

In Deutschland haben sich die Experten auf dem Gebiet der Pädiatrischen Onkologie in der Gesellschaft für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie (GPOH) zusammengeschlossen. Eine Übersicht aller im Rahmen der GPOH kooperierenden Fachkliniken bietet das Informationsportal kinderkrebsinfo.de.

Was geschieht dann in der Klinik?

Für eine exakte Diagnosestellung sind meistens viele unterschiedliche Untersuchungen notwendig. Sogenannte bildgebende Diagnoseverfahren wie die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) liefern Aussagen über die Ausdehnung des Tumors und das Stadium einer Krebserkrankung. Spezielle Laboruntersuchungen der Tumorzellen bzw. des Tumorgewebes, das im Rahmen einer Operation oder einer Probeentnahme gewonnen wird, dienen der exakten Bestimmung der Tumorart und spielen eine wichtige Rolle bei der Therapieplanung.

Bei Kindern werden CT und MRT Untersuchungen sowie andere diagnostische und therapeutische Maßnahmen oft in einer leichten Narkose und unter anästhesiologischer Überwachung durchgeführt. Dies ist oft notwendig, um aussagekräftige Untersuchungsergebnisse zu erhalten – gerade kleinere Kinder empfinden die Untersuchungen unter Umständen als beängstigend und können nicht still liegen –  aber auch, um den Kindern unangenehme oder schmerzhafte Maßnahmen nicht wach zumuten zu müssen. Nicht umsonst bekommen die Kinder im Laufe ihrer Krebserkrankung eine beachtliche Mutperlenkette zusammen.

Wie läuft eine Krebstherapie ab?

In der Behandlung von Krebserkrankungen kommen Chemotherapie, Strahlentherapie und Operation oder eine Kombination dieser Behandlungsmethoden zum Einsatz. Ob eine Operation infrage kommt, eine Bestrahlung angezeigt ist und welche Medikamente im Rahmen der Chemotherapie verabreicht werden, ist von Erkrankung zu Erkrankung unterschiedlich.

Auch die Dauer der intensiven Therapiephasen und der Krankenhausaufenthalte kann sich je nach Erkrankung und individuellem Verlauf stark unterscheiden. Die gesamte Therapie einer akuten lymphatischen Leukämie beispielsweise dauert im Regelfall zwei Jahre. Eine Behandlung einer Krebserkrankung kann aber auch über viele Jahre andauern, wenn die Erkrankung immer wiederkehrt.

Der Sohn meiner Freundin hatte auch Krebs – ihm geht es jetzt auch wieder gut!

Aussagen wie diese sind sicherlich meistens nett gemeint, und sie sollen Mut machen. Allerdings kann es für Betroffene schwierig sein, darauf zu reagieren. Weil Krebs eben nicht gleich Krebs ist! Und die unterschiedlichen Formen von Krebs sich unter Umständen sehr stark unterscheiden bezüglich ihrer Therapien, Nebenwirkungen aber auch ihrer Aussichten auf Heilung.

Ein und dieselbe Tumorart kann je nach Lage unterschiedlich gut zu behandeln sein. Ein Hirntumor kann, wenn er ungünstig nah an lebenswichtigen Hirnbereichen gelegen ist, nicht zu operieren und damit unheilbar sein. An anderer Stelle gelegen kann dieselbe Tumorerkrankung aber auch einen sehr günstigen Verlauf nehmen und vollständig und ohne beeinträchtigende Folgen geheilt werden